«Mama on the rocks» im Fokus: “Wie schaffe ich das alles?“

Séverine bloggt für Mama on the rocks

Seit 2009 berichtet Séverine auf ihrem Blog «Mama on the rocks» über den Alltag als Mutter von zwei Kindern und mittlerweile erfolgreiche Unternehmerin. Ganz besonders hat es ihr dabei das Thema Vereinbarkeit angetan. Wir haben mit Séverine gesprochen und wollten wissen, wie sie zum Blognamen kam und was für sie einen guten Blog ausmacht.

Liebe Séverine, wie bist du zum Bloggen gekommen?

2009 gab es noch die Pendlerzeitung «Blick am Abend». Dort durfte ich über vier Wochen die Leserkolumne schreiben, die sehr beliebt war. Ich wurde von den Leserinnen und Lesern immer weiter gewählt. Aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft mit meiner Tochter entschied ich mich aber dafür, die Kolumne freiwillig zu beenden. Die für mich zuständige Redaktorin beim Blick am Abend empfahl mir dann, einen Blog zu starten. So begann es. Das Geburtsjahr meiner Tochter ist das Geburtsjahr von Mama on the rocks.

Worüber bloggst du?

Der Fokus hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Schliesslich habe ich mich auch als Person verändert! Zu Beginn berichtete ich vom Alltag mit meiner Tochter, und als dann 2014 mein Sohn geboren wurde, gab es wieder Babycontent. Der Blog wuchs und wuchs, die Leserzahlen explodierten. Mittlerweile wurde ich bei uns im Dorf auf den Blog angesprochen. Da habe ich gemerkt: Ich kann das nicht, ich muss die Kinder schützen. Ich möchte nicht, dass sie in der Schule auf Mama on the rocks angesprochen werden und was sie dort quasi «angestellt» haben. Mit Beginn der Schulpflicht meiner Tochter habe ich schleichend den Fokus auf mich selbst als Mutter gelegt. Ich schreibe also nicht über Probleme der Kinder, sondern was die Kinder in mir bewirken. Wie gehe ich damit um, wenn das Kind mich anbrüllt? Wie gelingt – oder eben misslingt – mir die Grätsche von Mutterschaft und Working Mom? Ein ganz wichtiges Thema auf dem Blog ist mittlerweile nämlich die Vereinbarkeit. Ich bin seit 2014 Unternehmerin und habe einen eigenen Verlag. Was bedeutet das für das Familienleben? Mit welcher Art von Vorurteilen habe ich als Mutter und Vorgesetzte zu kämpfen? Last but not least geht es mir darum, das Leben zu geniessen und es im Blog festzuhalten. Ich liebe es zu reisen und gebe gerne Ausflugs- und Ferientipps.

Wie kamst du zum coolen Namen «Mama on the rocks»?

Der Name ist vielschichtig. Zum einen war ich früher für mein faible für Whiskey on the rocks bekannt. Zum anderen soll der Name Coolness symbolisieren: Ich bin Mama und lasse mich davon nicht fertig machen. Ich meistere den Familienalltag also quasi eisgekühlt. Muss man übrigens auch, sonst dreht man durch…

Was ist für dich das Schönste am Bloggen? Was am Schwierigsten?

Jedes Mal, wenn ein Blogpost von mir online geht, freue ich mich riesig. Der «Veröffentlichen»-Button gibt mir einen echten Kick. Ich liebe es zu schreiben! Wer schreibt, will gelesen werden. Und ich freue mich immer auf die Interaktion mit den Leserinnen und Lesern. Leserbriefe oder Kommentare bedeuten mit sehr viel, dass ich etwas im Gegenüber bewirken konnte. Schwierig ist für mich alles Technische. Darauf kann ich gerne verzichten.

Was zeichnet deinen Blog aus?

Ich sehe mich nicht mehr als «echter» Mamablog, da ich nicht über die Kinder schreibe. Auf meinem Blog geht es um mein ungeschöntes Leben als Frau und Unternehmerin. Ich bin dabei authentisch und verbiege mich nicht. Und was meinen Blog sonst noch auszeichnet….? Dass meine Texte – hoffentlich – unterhalten. Ich wollte immer Schriftstellerin werden, nun bin ich aber Verlegerin von Fachmagazinen und schreibe beruflich eher viele Mails, aber keine literarischen Texte. Auf dem Blog kann ich mich austoben. Ich liebe es, die Leserinnen und Leser gedanklich in meinen Kopf hineinzuversetzen. Storytelling liegt mir. Und wenn ich jemanden mit meinen Texten zum Lachen bringen konnte, bin ich glücklich.

Wie viel Zeit investierst du fürs Bloggen?

Leider nicht so viel, wie ich gerne würde. Den Blog betreibe ich aus Zeitgründen mittlerweile nur noch nebenberuflich. Der Tag hat leider nur 24 Stunden und ich habe immer mehrere Bälle in der Luft und muss aufpassen, dass ich beim Jonglieren nicht ausbrenne. Da fällt das Bloggen am Ende des Tages gerne mal von der To-Do-Liste. Aber das kann sich ja wieder ändern. Ohne Schreiben kann ich nicht sein, und ich denke, das ist es im Endeffekt, was einen guten, beständigen Blog auszeichnet: Die Liebe zur Sprache. Schreibe ich aus der Emotion heraus, habe ich vielleicht eine Stunde für einen Blogpost. Wenn ich aber recherchieren muss oder es ein komplizierter, vielschichtiger Text wie zum Beispiel zu meinen Fehlgeburten oder zum Zahnunfall meines Sohnes ist, geht es viel länger.

Wie unterstützt dich deine Familie beim Bloggen?

Habe ich schlechte Laune, fragt mich mein Mann, ob ich nicht lieber bloggen gehen will, das würde mir sicher guttun… Er unterstützt mich sehr und stärkt mir immer den Rücken. Und auch die Kinder wissen, dass ich blogge und finden das cool, weil ich ausgewählte Kooperationen mache und sie dann davon profitieren.

Zeigst Du die Kinder auf dem Blog?

Nein, weder auf dem Blog noch auf Social Media. Ich zeige sie nur von hinten, um ihre Rechte zu schützen.

Und warum heissen sie LadyGaga und Copperfield? Das sind ja sehr originelle Pseudonyme…

Der erste Berufswunsch meiner Tochter: Sängerin! Sie wünschte sich als Zwei- oder Dreijährige zu Weihnachten ein Mikrophon und trällerte dann am Heiligabend Barbiesongs. Sie war unsere Lady Gaga. Die Schwangerschaft mit Copperfield war durch die vorangegangenen Fehlgeburten und eine Vorderwandplacenta emotional sehr belastend für mich. Noch in SSW 38 drehte er Loopings in meinem Bauch und wollte sich nie für die Beckenlage entscheiden. Ich hatte immer wieder Blutungen. Dieses stete Drehen erinnerte mich an die TV-Show des Magiers David Copperfield, der ja auf der Bühne schwebte. So kam mein Sohn zu seinem Pseudonym – noch vor seiner Geburt.

Wie hat sich das Bloggen in den letzten Jahren verändert?

Mittlerweile gibt es unzählige Blogs. Wir haben uns als Bloggende professionalisiert und vernetzt, zum Beispiel mit dem Swiss Blog Family Kongress, den ich jährlich organisiere, sowie mit dem Netzwerk Schweizer Familienblogs. Was ich nicht mag, ist die heutige Vermischung der Begriffe Blogger und Influencer. Influencer sind auf Instagram und anderen Social-Media-Kanälen unterwegs und promoten ein Produkt nach dem anderen. Mir geht es beim Bloggen wie gesagt ums Schreiben. Ich will kommunizieren mit meiner Leserschaft und nicht etwas verkaufen! Wenn sich eine Kooperation ergibt, ist das für mich ein Nebenschauplatz und das Produkt muss 100% zu mir passen. Das sehen viele andere leider nicht so. Es sind in den letzten Jahren viele Bloggende und Blogs gekommen, aber auch viele wieder verschwunden, weil der Antrieb der falsche war. Wem es nur darum geht, Influencer zu sein, kann das mit bildlastigen Kanälen wie Instagram viel einfacher erreichen als mit einem langwierigen Blogartikel.

Weshalb bist du Mitglied im Netzwerk Schweizer Familienblogs?

Wichtig ist mir der vom Netzwerk Schweizer Familienblogs initiierte Familienblogger Kodex: transparente Kommunikation bezüglich Sponsoring. Mit der Mitgliedschaft möchte ich meine Seriosität unterstreichen. Ich finde ausserdem Vernetzung wichtig, es ist immer gut, wenn man von anderen lernen kann.

Was macht für dich einen glaubwürdigen Blog aus?

Ein Blogger oder eine Bloggerin, der bzw. die nur Kooperationen am Laufband auf dem Blog hat, wird von mir persönlich nicht mehr gelesen – vor allem wenn es dann Kooperationen sind, die man zeitgleich auf mehreren Blogs findet. Ich finde das peinlich. Und unglaubwürdig. Ich bin nicht gegen Kooperationen oder Sponsorings, aber sie müssen authentisch sein. Das macht doch gerade die Stärke der Blogs aus!

Liest du selber Blogs?

Ja, ich liebe Blogs, die vom Alltag erzählen, bei denen ich verweilen kann, die etwas zu berichten, eine Meinung haben. Das Lesen eines guten Blogs gibt mir das Gefühl, in meinem eigenen Sein von der Bloggerin bzw. dem Blogger verstanden worden zu sein. Was er oder sie erlebt hat, kann ich nachempfinden, ich habe es vielleicht auch erlebt. «Bei mir war es anders aber…» oder «Ich fühle mit dir, ich kenne das.» Und schon ergibt sich eine Nähe, eine Diskussion. Als ich zum ersten Mal Mama wurde, gab es leider noch nicht so viele Blogs. Und ich war so unsicher! Es hätte mir so geholfen zu wissen, dass es zum Beispiel völlig okay ist, nicht stillen zu können. Aber damals gab es nur Fachbücher, und dort stand das nicht drin. Das war für mich damals vielleicht der Hauptgrund, als Familienbloggerin und nicht zum Beispiel als Foodbloggerin zu starten. Ich wollte selbst die Bloggerin sein, bei der man die ungeschönte Wahrheit über das Muttersein lesen konnte – um anderen zu helfen.

Vielen Dank, liebe Séverine, für den Blick hinter die Kulissen deiner Blogger-Tätigkeit!

Alle Kanäle, über die ihr mamaontherocks.ch folgen könnt, findet ihr im Profil.

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