Tamara gründete ihren Blog mamamal3 vor über zehn Jahren und zählt somit zu den Schweizer Mamabloggerinnen der ersten Stunde. Seit etwas über einem Jahr arbeitet Tamara bei Liechtenstein Marketing als Projektleiterin Marketing & Kommunikation und hat damit „die Seiten gewechselt“. Zu ihren Aufgaben gehört nämlich auch die Zusammenarbeit mit Bloggern und Influencern, die Liechtenstein besuchen und darüber berichten. Wir haben mit Tamara über ihren neuen Job gesprochen und wollten wissen, wie sie Blogger und Influencer Marketing aus Auftraggeber Sicht erlebt.
Tamara, wie kam es dazu, dass du die Seiten gewechselt hast?
Wie wir alle wissen, ist es nicht so einfach, in der Schweiz als Blogger ein solides Grundeinkommen zu verdienen. Als „Ein-Frau-Unternehmen“ und Mama von drei Kindern hatte ich gefühlt nie richtig Feierabend und der Aufwand, den man in die Content-Produktion steckt, macht sich oft kaum bezahlt. Ich wollte mit dem Schulbeginn meiner Jüngsten darum wieder in eine „sichere“ Festanstellung in Teilzeit.
Ist der Wiedereinstieg geglückt?
Mittlerweile ja. Wie es das Schicksal wollte, fand ich viel schneller eine Stelle als mir lieb war, was ja eigentlich gut ist. Mir wurde gesagt, ich müsse sicher „an die 100 Bewerbungen schreiben“. Doch es waren gerade mal drei! Ich freute mich riesig und dann brach sich meine Jüngste noch in den Herbstferien das Bein. Ich musste also Wiedereinstieg, Ferienbetreuung und den neuen, deutlich erschwerten Alltag mit einem Gipsbein-Kind jonglieren.
Wie sieht es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf heute bei dir aus?
Ich fahre zum Büro, sobald meine Jüngste aus dem Haus ist und bin wieder zurück und am Herd, wenn die Kinder aus der Schule kommen. An einem Tag ist der Papa für das Mittagessen zuständig und an einem weiteren Tag und manchmal nachmittags arbeite ich im Homeoffice. Beides spart mir etwas Zeit, die ich brauche, um mein Stundensoll zu schaffen. Ich schätze diese Flexibilität sehr.
Nun hast du also zum ersten Mal mit Bloggern und Influencern zu tun. Wie ist es für dich, die „andere Seite“ zu erleben?
Es ist sehr spannend und lehrreich. Einerseits muss ich nun auch mal Absagen erteilen, sehe aber, wie viele Anfragen reinkommen und verstehe im Nachhinein drum eher, weshalb ich manchmal auch einfach nur eine Standard-Absage bekam. Die Zusammenarbeit macht Spass, ist manchmal aber auch anstrengend.
Inwiefern?
Manchmal habe ich viel Zeit in die Erstellung eines Reiseprogramms gesteckt, Restaurants und Hotels sind gebucht und dann müssen wir plötzlich wieder alles umstellen. Auch haben manche Blogger spezielle Sonderwünsche oder Influencer, mit denen wir eigentlich gar keine richtige Kooperation haben, beschweren sich, weil wir auf Instagram nicht zeitnah auf Nachrichten reagieren. Da fehlt wohl das Verständnis. Wir sind kein riesiges Team, das rund um die Uhr online ist.
Gibt es etwas, das dich überrascht hat?
Am ehesten die Honorare, die teils gefordert werden, die wir aber durchaus auch zahlen, wenn sich die Kooperation als vielversprechend erweist. Dazu muss ich natürlich sagen, dass ich mit meiner Reichweite auch eher zur Kategorie „Mikroinfluencer“ gehört habe. Ich konnte Geld verdienen, aber eben nicht in der Range, in welcher sich unsere Kooperationspartner befinden.
Wird die Arbeit der Blogger und Influencer aus deiner Sicht bzw. aus Sicht deines Arbeitgebers wertgeschätzt und fair honoriert?
Auf jeden Fall. Wir schauen uns auch alle Anfragen individuell an und beantworten sie. Aus eigener Erfahrung erhält man von vielen Unternehmen erst auf mehrmaliges Nachhaken eine Rückmeldung. Wir arbeiten zwar nur mit wenigen zusammen, dafür ist die Zusammenarbeit sehr persönlich. Wir honorieren sehr fair, kommen für Kosten auf und teilen auch den entstandenen Content.
Erachtest du bzw. erachtet dein Arbeitgeber Blogger und Influencer Marketing als eine wirksame Marketingform innerhalb des breiten Spektrums des Digital-Marketings? Macht ihr immer mehr in diesem Bereich?
Wir haben schon immer auf eine breite Palette an Marketingformen gesetzt und testen auch regelmässig neue Kanäle. Blogger und Influencer haben hier längst ihren festen Platz und sind für uns wertvolle Multiplikatoren.
Haben Blogs beim aktuellen Instagram- und TikTok-Hype immer noch ihre Berechtigung? Wo siehst du die jeweiligen Stärken und wie handhabst du das im Rahmen deiner Arbeit?
Definitiv. So haben wir zwar einen TikTok-Kanal, unterhalten ihn aber kaum. Ein Grossteil unserer Zielgruppe ist auf Facebook zu finden. Blogs haben für uns den grossen Vorteil, dass ihr Inhalt langlebig und ausführlicher ist und entsprechend die Erlebnisse, welche Bloggerinnen und Blogger bei uns sammeln, viel detaillierter und authentischer vermitteln können.
Bloggst du weiterhin? Wie haben sich deine Themen allenfalls verändert?
Momentan leider kaum noch. Die Kinder sind älter geworden, die Themen haben sich verändert oder wiederholen sich einfach nur wie z.B. der Schulstart der Jüngsten, den ich bereits mit den grossen beiden «ausgeschöpft» habe. Zum Schutz meiner Kinder fällt das etwas persönlichere Bloggen für mich weg. Natürlich könnte ich allgemein über aktuelle Themen wie die Pubertät etc. schreiben, aber das haben schon Tausende vor mir getan. Ich hätte auch gerne über unseren Dänemark-Urlaub im Sommer geschrieben, aber der Aufwand (Fotos hochladen, bearbeiten etc.) schreckte mich ab. Und so werde ich sehen, ob mir demnächst mal ein Thema zufällt oder nicht.
Was ist dein Traum für die Zukunft?
Die Lust am Schreiben habe ich nie verloren. Ich habe diesen etwas kitschigen Traum, einmal in einem Haus am Meer ein Buch zu schreiben. Mal sehen, ob ich das irgendwann verwirkliche.
Vielen Dank, liebe Tamara, für diesen spannenden Blick hinter die Kulissen deines neuen Arbeitsalltags. Wir wünschen dir, dass du deinen Traum eines eigenen Buchs verwirklichen kannst!
Nachfolgend findet ihr ein weiteres Interview mit Tamara:
Mehr über Blogger- und Influencer-Marketing in der Praxis findet ihr im Buch von Bloggerin Rita Angelone: