Familienbloggerinnen als Expertinnen in der Elternbildung

Expertinnen für Familienanliegen

Familienbloggerinnen verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz rund um das Thema Familie. Gepaart mit schulischem und beruflichem Background sind ihr umfassendes Fachwissen und ihre praktische Lebenserfahrung geradezu prädestiniert, in der Elternbildung eingesetzt zu werden. Das Netzwerk Schweizer Familienblogs zählt einige Bloggerinnen, die nebst ihrer Bloggertätigkeit auch als Expertinnen mit eigenem Beratungs- und Kursangebot unterwegs sind. Wir haben mit vier Familienbloggerinnen über die Motivation gesprochen, in der Elternbildung tätig zu sein und wollten von ihnen wissen, welches die Sonnen- und Schattenseiten ihrer Arbeit sind und welche Synergieeffekte zwischen ihren beiden Tätigkeiten bestehen.

Susanne Hirsigs Angebot umfasst 1:1-Beratungen für Eltern – auch für Eltern von AD(H)S-Kinder und Jugendliche. Mehr dazu auf brainful.ch/blog


Tamara Beck bietet Trageberatungen sowie Stoffwindel- und Windelfrei-Beratungen für (werdende) Eltern an. Mehr dazu auf nestwaerme.li


Corina Zimmermann gibt Kurse für Eltern basierend auf dem Konzept «Starke Eltern – Starke Kinder» des Kinderschutz Schweiz. Mehr dazu auf mama-kann-das.com


Barbara Forsters Angebote rund um Beziehungsfördernde Kommunikation und Trauerbegleitung richten sich an Eltern, Grosseltern und Personen, die beruflich im Kontakt mit Kindern und Jugendlichen sind. Mehr dazu auf redeweise.ch


Wie seid ihr dazu gekommen, Kurse und Beratungen zu geben?

Susanne: Als schulische Heilpädagogin und Lerncoach pflege ich seit Jahren Kontakt zu Eltern. Früher habe ich Elternberatungen als Zusatz im Rahmen von Lerncoachings mit Kindern und Jugendlichen gemacht. Heute richte ich den Hauptfokus auf die Arbeit mit deren Eltern. Gerade als angehende Psychologin finde ich die Arbeit im System und somit in und mit der Familie wichtig.

Tamara: Schon beim ersten Kind habe ich mich fürs Tragen interessiert, fand aber in der Umgebung fast keine Beraterin. Ich habe gemerkt, dass es nur wenige gab und als ich dann beim zweiten Kind endlich eine Beratung in Anspruch nehmen konnte, fand ich das so spannend, dass ich selbst die Ausbildung machen wollte.

Corina: Nach der Geburt meines Sohnes begann eine sehr herausfordernde Zeit. Nichtsdestotrotz habe ich es geschafft, den neuen Familienalltag zu meistern. Irgendwann wuchs der Wunsch in mir, meine persönlichen Erfahrungen, gepaart mit meinem fachlichen Wissen als Erzieherin, weiterzugeben. Ich stiess auf die Aus- und Weiterbildungsangebote des Kinderschutz Schweiz, die ich unterdessen selbst anbiete.

Barbara: So einfach die Theorien, die ich als frischgebackene Mutter studierte, jeweils klangen, so schwierig empfand ich deren Umsetzung in die eigene Familienpraxis. Irgendwann stiess ich auf die Methode von Thomas Gordon, die mich überzeugte und absolvierte selbst die Ausbildung zur Familien- und Kommunikationstrainerin. Seither unterstütze ich Eltern auf ihrem Weg zu einer beziehungsfördernden Kommunikation. Da ich in meinen Beratungen immer wieder mit den Themen «Mobbing» und «Umgang mit Trauer» konfrontiert wurde, habe ich auch die Ausbildung zur Fachperson für Mobbingprävention sowie zur Trauerbegleiterin G.L.L. absolviert.

Was macht euch bei der Arbeit am meisten Spass? Was ist die grösste Herausforderung?

Susanne: Grossen Spass macht mir die vielfältige Abwechslung der Themen seitens der Eltern – die Spannung und Neugier, was an Inhalten und Herausforderungen an mich herangetragen werden. Und die grosse Dankbarkeit seitens der Eltern, ein offenes Ohr für sie zu haben und sie durch den oft schwierigen Prozess begleiten zu dürfen. Bei jeder Beratung bin ich etwas kribbelig.

Tamara: Es macht grosse Freude, zu erleben, wie erleichtert die Eltern sind, wenn sie eine passende Tragehilfe gefunden haben und sich damit wohlfühlen, während auch das Baby geborgen ist und vielleicht sogar zufrieden einschlummert. Die grösste Herausforderung sind Eltern, die generell noch sehr unsicher sind und das auch aufs Kind übertragen. Es braucht dann viel Einfühlungsvermögen und gutes Zureden sowie verschiedene Techniken, um beiden Sicherheit zu geben.

Corina: Am meisten Spass macht es mir zu hören, wie meine TeilnehmerInnen von den positiven Veränderungen durch den Kurs berichten. Wenn sie spüren, wie sich die Beziehung zu den Kindern verändert und der Familienalltag leichter und harmonischer wird. Meine Kurse sind für Eltern mit Kindern von 3 bis 10 Jahren konzipiert. Darin sehe ich die grösste Herausforderung: trotz unterschiedlichem Entwicklungsstand der Kinder, alle Eltern abzuholen und anzusprechen.

Barbara: Es ist immer wieder berührend, wie schnell die beziehungsfördernde Kommunikation zu einer positiven Veränderung im Familienalltag führt. Ich erinnere mich zum Beispiel noch sehr gut an ein Paar, das am Ende eines Kurses zu mir kam und sagte: «Weisst du, wir haben ja wirklich nicht an diese Sache geglaubt, aber es ist schon krass, wieviel dieser Kurs bei uns zuhause verändert hat. Wir hätten nie gedacht, dass unsere Familie so harmonisch sein kann.»

Inwiefern könnt ihr eure Erfahrungen aus dem Familienleben in eure Angebote einbringen und wie schöpft ihr daraus selbst Inspiration?

Susanne: Ich selbst habe keine Kinder. Es kann mir also vorgehalten werden, dass ich keine Ahnung habe, von dem, was ich den lieben langen Tag erzähle. Die Arbeit als langjährige schulische Heilpädagogin, angehende Psychologin und die Umgebung im privaten Umfeld sind allerdings voll gespickt von Kindern jeglichen Alters. Dies ermöglicht es mir trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – viel Wissen aus meinem befüllten Rucksack mit Eltern zu teilen.

Tamara: Ich kann vor allem meine eigene Erfahrung mit drei Kindern einbringen und oft geht die Beratung dann sogar übers Tragen hinaus und wir reden bald auch übers Stillen, das Wochenbett oder wie man gleichgesinnte Eltern kennenlernt.

Corina: Als mein Sohn geboren wurde, dachte ich, ich wüsste bereits alles. Schliesslich hatte ich über 10 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Kindern unterschiedlicher Altersstufen. Ich lag komplett falsch. Mit postpartaler Depression, einem Partner der selbst überfordert war und akutem Schlafmangel habe ich schnell festgestellt, wie anspruchsvoll und herausfordernd das Leben als Mutter ist. Diese Erfahrungen helfen mir nun, anderen Eltern mit noch mehr Mitgefühl und Verständnis zu begegnen. Ich weiss, wie schwer gerade die erste Zeit sein kann. Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Barbara: Ich sitze sprichwörtlich im gleichen Boot wie meine Kundinnen und Kunden und kann dadurch Theorie und Praxis bestens vereinen. Ich merke zum Beispiel, wie sich mein Familienalltag positiv verändert, wenn ich das Familien- und Kommunikationstraining leite. Das ist ein Kurs über mehrere Wochen und daher sehr intensiv und wirkungsvoll. Durch das Vermitteln des ganzen Stoffes werde auch ich selbst erneut an die verschiedenen Elemente der beziehungsfördernden Kommunikation erinnert und wende diese wieder bewusster in meinem Familienalltag an.

Vielen Dank euch für den spannenden Einblick in eure Arbeit und weiterhin viel Erfolg und Erfüllung bei eurem Tun!

Mehr über Susanne, Tamara, Corina und Barbara erfahrt ihr in den nachfolgenden Beiträgen:

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